Pfarre Burg-Reuland

Eine Kapelle in „Ruland“ wird zuerst im Jahre 1213 in einer Urkunde des Abtes Alard von Stablo-Malmedy genannt, worin dieser den Herren von Reuland das Präsentationsrecht (Ernennung des Pfarrers) für die Kirche in Thommen überträgt, deren Pfarrer auch die Kapelle unserer Lieben Frau im Ulftal, in Reuland versehen soll. Erster namentlich bekannter capellanus in Rulant ist ein gewisser Johannes, der in einer Urkunde 1330 genannt wird. 1336 wird die Kapelle von Reuland als uralt und baufällig bezeichnet. Als Patrone werden U. L. Frau und der hl. Stephan genannt. Der Ort gehörte mit seiner Kapelle zur Pfarre St. Hubertus Weweler.

Wann sich Weweler und Reuland von ihrer Mutterpfarrei Thommen getrennt haben, bleibt nach wie vor offen. Urkunden aus den Jahren 1426 und 1471 deuten auf eine Trennung hin. 1521 wird in einem Dokument H. Johantz Schiltz van Landscheit als Pastoir zo Rulant erwähnt. Spätestens seit 1668 hatte der Pfarrer von Weweler seinen Sitz in der „Freiheit“ Reuland was durch den Ankauf des Gerichtsgebäudes in Reuland, durch Pfarrer Matthäus Breitfeld, besiegelt wurde. Er kaufte das neben einem Wohntrakt auch noch Ökonomiegebäude umfassende Anwesen und vermachte es testamentarisch der Kapelle Unserer Lieben Frau in Reuland, der heutigen Pfarrkirche. Kirchenrechtlich blieb Reuland jedoch bis 1803 eine Kapellengemeinde in der Pfarre Weweler. 1803, bei der Neuordnung des Bistums Lüttich, verlegte Bischof Johann Evangelist Zaepffel den Sitz der Pfarre Weweler-Reuland, als deren Patron jetzt ausdrücklich der hl. Stephanus genannt wurde, endgültig nach Reuland (ZVS-Monatsblätter, 10, 2005, S. 206-208). Zur Pfarre Reuland gehören neben Reuland, die Dörfer Weweler, Stoubach, Lascheid, Alster, Bracht und Maspelt. (Maspelt erst seit 1803; vorher gehörte es zu Thommen). Die beiden letztgenannten bilden ein Rektorat innerhalb der Pfarre Reuland. Der Friedhof befindet sich nach wie vor in Weweler, für die Dörfer Reuland, Weweler, Lascheid, Alster und Stoubach. Bracht und Maspelt verfügen jeweils über ihren eigenen Friedhof.

Die Geschichte der Pfarre Reuland ist eng verbunden mit der Geschichte der Burg von Reuland. Bereits 963 wird sie als Wehrburg erwähnt. Vom 12. bis zum 18. Jahrhundert ist sie nacheinander im Besitz der Herren von Reuland, der Blankenheim (14. Jh), der Grafen von Luxemburg, der Engelsdorf, der Pallant (15. – 17. Jh.), der Glymes und schließlich der Berghe, bis zum Übergang an die französischen Truppen, welche die Burg in Brand setzen. Sie wird im 19. Jh. geplündert und in den Jahren 1901-1902 durch die Verwaltung der Rheinprovinz restauriert. Seit 1988 tiefgreifende Restaurierung durch den belgischen Staat. Eine dem hl. Martin geweihte Kapelle gab es noch im Jahre 1795.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde durch Balthasar von Pallant vermutlich ein Neubau der Kapelle von Reuland ausgeführt oder zumindest umfangreiche Bauarbeiten vorgenommen, worauf außer dem Doppelwappen des Balthasar v. Pallant und der Elisabeth v. Millendonck an der Westseite des Turmes noch ein Inschriftstein hinweist. Balthasar v. Pallant starb 1625, seine Frau Elisabeth 1614. An die Erbauer erinnert weiter ein Grabmahl in der Reuländer Kirche. Im 18. Jh. war dieses, als Sarkophag konzipierte Grabmahl, auseinander genommen worden und in der Nordwand der Kirche vermauert worden. Im Zuge der Kirchenerweiterung, 1912, als diese Mauer entfernt werden musste, wurde die Gelegenheit benutzt, um das Grabmahl wieder in seiner ursprünglichen Form zusammenzusetzen. Der Sarkophag aus belgischem Schiefermarmor, hat eine Bodenfläche von 1,89 x 1,13m, eine Höhe von 1,11m. Die Deckplatte trägt in Flachrelief die liegenden lebensgroßen Figuren des Ehepaares in betender Haltung. Die von der Familie von Pallant erbaute oder zumindest restaurierte Kirche wurde im Jahre 1771 durch einen Neubau ersetzt. Im Jahre 1869 wurde eine Sakristei errichtet.

1912 wurde die einschiffige Anlage aus dem Jahre 1771 um ein Seitenschiff erweitert sowie ein Querhaus und neuer Chor mit Sakristei angefügt. Im Innern zeigt nur noch die Südseite den alten Zustand mit flachen ionischen Pilastern. Das im Jahre 1912 angegliederte Seitenschiff ist mit dem alten Raum durch Arkaden auf Säulen verbunden, darüber an der Wand die Reste der alten Gliederung.

Der Hauptaltar stammt aus dem Jahre 1750. Restauriert und wiederhergestellt 1812. Es ist ein offener Tabernakelbau aus weiß lackiertem Holz mit vergoldeten Ornamenten. Das Hauptstück bildet über geschweifter Mensa mit Rocailleornament und einem von Dornen umwundenen Herzen der stattliche halbrunde Tabernakel, mit dekorierten Pilastern und Füllbrettern und anbetenden Engeln, das ganze gekrönt von einem Kreuz mit Engeln und Leidenswerkzeugen. Das Innere des Expositoriums zeigt Wolkenbaldachin mit Monstranz und Engeln. Den Umbau bilden vier Volutenbügel mit zwei Engeln mit Banderolen und der Aufschrift: GLORIA IN EXELSIS DEO, als Abschluss eine Spangenkrone. Auf den Fußstücken beiderseits die Freifiguren der hl. Stephanus und Eligius.
Die Chortäfelung wurde von der Kirche aus dem Jahre 1771 übernommen. Einfache Rockokoornamente verleihen dem Chorraum Gediegenheit und Wärme. Dazu tragen auch der Priestersitz und die Messdienersitze bei, die sich gut integrieren. Ebenso, im Hintergrund, der Kredenztisch. Über den beiden Türen die Freifiguren der hl. Odilia und der hl. Lucia.

Die Pfeifenorgel ist mit 16 Registern ausgestattet. Sie ist eine Arbeit der Gebrüder MÜLLER aus REIFERSCHEID aus dem Jahre 1860. Von dieser Orgelanlage ist aber nur das Gehäuse im neogotischen Stiel, die Prospektpfeifen und eine Reihe Pfeifen im Orgelinnern erhalten.

Die Orgel wurde erneuert und erhielt neue Laden mit chromatischer Pfeifenaufstellung, eine neue Spielmechanik aus Drahtseil und eine neue Registermechanik.
Der Spieltisch ist an der ursprünglichen Stelle als Seitenspieltisch angelegt, unterhalb des eigentlichen Orgelgehäuses. Die Orgel hat zwei Manuale zu je 54 Tasten und ein Pedalklavier mit 27 Tasten.

Über die Orgelempore gelangt man in den Turm der Kirche.Der Turm, an der Westseite, hat rundbogiges Portal und oktogonalen Zwiebelhelm. Die älteste Glocke im Turm ist die Marienglocke, die im Jahre 1827 gegossen wurde. Sie hat einen Durchmesser von 67,5 cm, ein Gewicht von etwa 130kg und folgende Aufschrift: AVE TU BENEDICTA JESU MATER ORA PRO POPULO – INTERVENI PRO CLERO. (Gegrüßet seist du, gesegnete Mutter Jesu, bitte für das Volk – tritt ein für den Klerus!) Auf der Glocke befindet sich eine Abbildung der Muttergottes mit den vier Erzengeln. Auf der anderen Seite sehen wir eine Darstellung des gekreuzigten Jesus mit seiner Mutter. Die Glocke weist zudem einen Kranz mit Muschelverzierungen auf. Dem Gussdatum zufolge könnte diese Glocke -ebenso wie ihre Schwester – von dem französischen Glockengießer Perrin gegossen worden sein.

Die Zweite Glocke hat einen Durchmesser von 75 cm, ein Gewicht von 204 kg und wurde im Jahre 1829 von Perrin neu gegossen. Der lateinische Text lautet wie folgt: ME TOLLENS NUPER REPARATA PER AETHERA CANTUS – EDO SUB AUSPICIO STEPHANE STABOTUO-JACOBUSZANENPAROCHIUS MEA JOSEPHO PERRIN NATIONE GALLO REFUNDI IUSSIT (Mich erhebend über den Äther und vor kurzem repariert, singe ich. Unter deinem Schutze, Stefan, werde ich stehen -Jakob Zanen, Pfarrer, ließ mich von Josef Perrin, einem Franzosen, neu gießen.) Der Text birgt ein Chronogramm, das die Jahreszahl 1829 ergibt. Außerdem finden wir auf dieser alten Glocke noch ein Bild des Gekreuzigten mit Maria Magdalena. Der untere Glockenrand trägt als Verzierung einen Kranz mit Engelköpfen und Trauben.

Im Jahre 1932 wurde das Geläute durch eine dritte Glocke vervollständigt, die bei Slegers-Causard in Tellin gegossen wurde und einen Durchmesser von 90 cm sowie ein Gewicht von 466 kg hatte. Leider ist uns der Glockentext nicht überliefert, denn im 2. Weltkrieg standen die drei Glocken auf der Abgabenliste. Die jüngste der Glocken wurde eingeschmolzen, während die große Stefansglocke lediglich bis nach Hamburg ins Glockenlager transportiert wurde.

Nach dem Krieg erhielt die Pfarrkirche eine neue Glocke, die wiederum bei Slegers in Tellin gegossen wurde. Sie hat einen Durchmesser von 90 cm und ein Gewicht von etwa 750 kg. Der Text lautet: DEM HERRN ZUM LOB, STEFANUS ZUM PREIS. – DEN SüNDERN ZUR MAHNUNG TÖNE DIESER GLOCKE SCHALL – 1952 – FUSOR: CAUSARD NEPOS G. SLEGERS TELLIN. (Gießer: Causard-Enkel G. Slegers Tellin.) Auf der anderen Glockenseite befinden sich eine Abbildung des Gekreuzigten sowie der Muttergottes, die mit einem Fuße eine Schlange zertritt. Die Glocke weist reiche Verzierungen von Cantusblättern und stilisierten Blüten auf. Sie ist gleichzeitig auch die Uhrglocke und schlägt jede halbe und volle Stunde.

Quellen:

Inventar der Pfarrkirche von Burg Reuland. Kaplan Ludwig Hilger, Rektor von Bracht und Maspelt, unter Mitwirkung von Rendant Joseph Wittrock (Hsg.) Burg-Reuland 2007.
Heinrich Neu / Reiners Heribert (Hsg.): Die Kunstdenkmäler von Eupen / Malmedy, Düsseldorf 1932, Nachdruck 1982, S. 403-418.
Kurt Fagnul, Glocken aus Kirchen, Klöstern und Kapellen, 1989, S. 323.)

Die Kirche von Weweler hat heute vor allem geschichtlichen Wert. Seitdem Reuland zur Pfarrkirche erhoben wurde verlor sie zunehmend an Bedeutung für den Kult. Lediglich für Beerdigungen der Einwohner des Dorfes Weweler und Stoubach, sowie an Allerheiligen und am Fest der Kirchenpatrone, des hl. Hubertus und des hl. Wendelinus, wird sie benutzt. Es befinden sich nur wenige liturgische Gebrauchsgegenstände in der Kirche. Diese werden vom jeweiligen Zelebranten von Reuland für den Gottesdienst mitgebracht. Der Bezug zur Pfarre Reuland bleibt vor allem durch den Friedhof erhalten. Seit Menschengedenken bestatten hier neben den Bewohnern aus Weweler ebenso die Pfarrangehorigen aus Reuland, Lascheid, Alster und Stoubach ihre Toten. In der Nähe des Zusammenflusses von Ulf und Our auf einer Anhöhe gelegen ist die Kirche, neben der Burg, zum Wahrzeichen von Reuland geworden.
„Wewilwre“ wird mit einer Kirche urkundlich zum ersten Mal im Jahre 1313 erwähnt.

Der Ort gehörte zum Hofe Thommen. Ein Pfarrer wird zuerst im Jahre 1495 genannt mit Pfarrer Nicolaus.

Von der ältesten Anlage des 13. Jh. ist vermutlich der Turm der jetzigen Kirche erhalten (schwarz eingezeichnet). Langhaus und Chor wurden im 15. Jh. neu errichtet, im 16. Jh. das ursprünglich einschiffige Langhaus zweischiffig erweitert und einheitlich gewölbt (braun eingezeichnet). Die Eingangshalle wurde im Jahre 1735 vorgelegt, damals wohl auch die Sakristei errichtet und die westlichen Langhausfenster geändert (gelb eingezeichnet).

Der Turm wurde wiederholt vom Blitz getroffen, so in den Jahren 1678 und 1711. Bei der Wiederherstellung im Jahre 1712 wurde er um die jetzige Glockenstube erhöht und mit einem malerischen barocken Heim versehen, der aber im Jahre 1918 abermals durch Blitz zerstört und erst 1986 wiederhergestellt wurde.

Bei dem Brand im Jahr 1918 fielen die Glocken herunter und waren geborsten. Eine dieser Glocken war dem hl. Matthias geweiht und trug folgende Aufschrift: SANCTUS MATHEUS HEISCHEN ICH, JAN VAN TRIER GOUS MICH ANNO D541 MVCXXVII = 1527. Im Jahre 1923 ließ man zwei neue Glocken gießen. Auf einer stand zu lesen: MATHAEUS HENRICUS 1627 PER JOANNEM TREVIRENSEM FACTAM 1918 FULGURE FRACTAM 1923 RESTAURATAM DEUS SERVET INCOLUMEM. FONDERIE DE CLOCHES C. SLEGERS-CAUSARD TELLIN. (Matthäus Heinrich. 1627 von Johann von Trier geschaffen. 1918 vom Blitz gebrochen. 1923 wiederhergestellt. Gott bewahre mich unversehrt.)

Hier hat man sich bei der Jahreszahl des ersten Gussdatums um 100 Jahre vertan! Edmund Renard hat sich bei der Identifzierung der Jan-van-Trier-Glocken ebenfalls um drei Jahre geirrt und gab als Gussdatum 1524 an. Leider ist uns der Text der neuen Hubertusglocke nicht überliefert. Man kann aber mit Sicherheit annehmen, dass auch sie bei Slegers gegossen worden war.

Im 2. Weltkrieg finden wir die beiden Glocken auf der Abgabenliste im B-Verzeichnis. Die größere hatte einen Durchmesser von 90 cm und ein Gewicht von 450 kg, die kleinere wog 310 kg und hatte einen Durchmesser von 80 cm. Beide wurden eingeschmolzen.
Unter Pfarrer Cordewener von Reuland wurden nach dem Krieg zwei neue Glocken geweiht. Die Feier fand in der Pfarrkirche von Reuland statt. Die größere hat einen Durchmesser von 93 cm und ist dem hl. Hubertus geweiht. Die Aufschrift lautet: LAUDO DEUM VERUM ET DEFUNCTOS PLORO. (Ich lobe den wahren Gott und beweine die Toten.)

Die kleinere hat einen Durchmesser von 83 cm und ist der hl. Agatha geweiht. Hier hat man einen deutschen Glockentext gewählt: AGATHA HEISS ICH, DIE LEBENDEN RUF ICH, DIE TOTEN BEKLAG ICH. Beide Glocken schmückt ein Kruzifix sowie eine Abbildung der Muttergottes. Zudem stehen auf beiden Glocken die Jahreszahl 1952 und ein Hinweis auf den Glockengießer: FUSOR CAUSARD NEPOS G. SLEGERS TELLIN. (Gießer: Causard-Enkel G. Slegers, Tellin.) Beide Glocken wurden übrigens auf Kriegsschädenvergütung angeschafft. Bei der Hubertusglocke übernahmen Peter Zeyen und Martha Zeyen-Lampertz von Weweler die Patenschaft; bei der Agathaglocke waren es Franz Fonk und Frl. Maria Fonk, beide aus Reuland.

Für die Weweler Glocken besteht eine genaue Läuteordnung: Sie läuten nur am Hubertustag (3. November), am Fest der hl. Agatha (5. Februar) und am Festtag des hl. Wendelinus (20. Oktober); wenn ein Einwohner aus Weweler, Diepert oder Stoupbach stirbt, wird er in Weweler begraben. Zu diesem Anlass sowie auch auf Allerheiligen und Allerseelen werden die Glocken ebenfalls geläutet; und schließlich bei der alljährlichen Reuländer Fronleichnamsprozession. Quelle: Kurt Fagnul, Glocken aus Kirchen, Klöstern und Kapellen, 1989, S. 405.)

Der Hauptaltar ist laut einem Vertrag vom 24. Juli 1774 vom Bildhauer Hennes* (nicht Stennes, wie Neu / Reiners schreiben ) aus Neuerburg gefertigt und im Jahre 1777 durch Pierre de Hainausse in Farbe gesetzt worden. Die leicht geschwungene Rokokoverkleidung des Altars zeigt an der Vorderseite ein von Ornament umrahmtes Flachrelief des hl. Hubertus in Verehrung vor dem Hirsch. Der Aufbau ist ein freistehender Baldachin mit reich bewegtem Gebälk auf Säulen und ornamentierten Konsolpilastern. Den Tabernakel mit Voluten und anbetenden Engeln (10. Juni 2005 gestohlen) krönt eine Figur des hl. Hubertus als Bischof mit Stab und Horn, zu seinen Füßen ein Hirsch (10. Juni 2005 gestohlen). Auf der Rückwand des Baldachins ein farbiges Holzrelief der Verkündigung Mariens. Seitlich setzt sich der Schmuck in einheitlicher Form in Holzwänden mit Durchgangstüren fort, von ornamentierten Giebeln mit den Reliefs der Apostel Petrus und Paulus und Vasen bekrönt.

Die ebenfalls vom Bildhauer Hennes angefertigten Chorstühle mit vorne geschnitzten Kniebänken haben auf beiden Seiten Pulte mit drehbaren Eisenarmen und geschnitztem Adler auf einer Kugel. Die leicht geschweifte Kommunionbank , aus Holz, mit Balustern, schließt das einheitliche Bild des Chorraums ab.

Quelle: Heinrich Neu / Reiners Heribert (Hsg.): Die Kunstdenkmäler von Eupen / Malmedy, Düsseldorf 1932, Nachdruck 1982, S. 482-489.

* Mündliche Mitteilung von Pfarrer Willi Kessel.

Einer der beiden Seitenaltäre, 18. Jh., zweigeschossig mit Säulenaufbau zeigt den Besuch Marias bei Elisabeth. Oben eine Figur der hl. Agatha. Im Bodenbelag des Kirchenschiffs sind Grabplatten und Grabkreuze eingefasst. Zwei dieser Grabplatten erinnern an ehemalige Pfarrer von Reuland: Johannes Orep aus St. Veith, der zwischen 1583 und und 1611 sowohl als Pfarrer von Weweler und Reuland als auch als Personalist* von Thommen auftrat und Johann Andres (oder Andreas) aus St. Vith, der 1614 zuerst als Pfarrer von Thommen, dann als Pastor zu Ruland und Tombis betitelt wurde. An der Südwand, Epitaph des Freiherrn von Montigny.

Quellen:
1) Monatsblätter ‘Zwischen Venn und Schneifel‘, 10, 2005, S. 209-210. Vgl. dort ausführlich: ‘Herrschaft Reuland und Pfarrei Weweler‘, Namen-Verzeichnis der Pfarrer von Weweler / Reuland bis 1803.
2) Heinrich Neu / Reiners Heribert: S. 488-489. Vgl. die detaillierte Beschreibung der Grabplatten , der Grabkreuze und des Epitaphs des Freiherrn von Montigny in der Kirche von Weweler.

* Personalist: Der vom Herrn von Reuland ernannte jeweilige Personalist von Thommen galt als der rechtliche Pfarrherr von Thommen und bezog, ohne seelsorgliche Verpflichtungen, den Hauptteil des Zehnten, während ein gleichfalls vom Reuländer Herrn ernannter vicarius lebenslang und vom Personalisten durchaus unabhängig als eigentlicher Pfarrer von Thommen dort selbst die Seelsorge versah.

Die Fenster der Kirche sind ungleichmäßig. Im Westteil beiderseits je ein Rundbogenfenster des 18. Jh. in Blausteinrahmen, im Ostteil je ein Spitzbogenfenster in Rotsandstein (links). Der Chor hat, neben diesen Spitzbogenfenstern zwei in Blaustein gefasste Fenster des 19. Jh. (Mitte). Rechts, das Fenster der Vorhalle.
Seit vielen Generationen bestatten die Weweler, Reuländer, Lascheider, Alster und Stoubacher Pfarrangehörigen ihre Toten auf dem Weweler Friedhof rund um die Kirche. Im Juni 2003 segnete Pfarrer Willi KESSEL die Totenkapelle neben dem Friedhof ein. Sie wurde durch Spenden aus der Bevölkerung errichtet. Ein eigens zu diesem Zweck gegründeter Verein, Friedhofskomitee, trägt die Verantwortung für den Unterhalt und ist Eigentümer der Immobilie.

Lascheid erscheint erstmals unter dem Namen ‘Landscheyt‘ und gehörte zur Herrschaft Reuland, kirchlich zur Pfarrei Weweler. Die erste Kapelle wurde im Jahr 1666 durch den Lütticher Weihbischof konsekriert. Sie war 44 Fuß lang, 22 Fuß breit, 30 Fuß hoch und dem hl. Michael geweiht. 1759 wurde die erste Kapelle niedergelegt und durch einen Neubau ersetzt. Errichtet wurde ein schlichter Bruchsteinbau mit dreiseitigem Altarraum, im Lichten 12,40 m lang und 6,30 m breit. Auf dem Dach ein Dachreiter.

Im Jahr 1902 wurde der Dachreiter durch den Turm an der Westseite der Kirche ersetzt. Dazu wurden drei Pläne erstellt. Laut Berechnungen des Zimmermeisters Johann Klein muss mit Kosten zwischen 1.780 und 2.110 Mark gerechnet werden. Man entschied sich für die billigste Variante.

Der Eingang der Kirche befindet sich im Turm, in der Mittelachse der Kirche. Der Turm ist zweigeschossig mit rotsandsteinernen Eckquadern. Aus dem selben Material sind die Umrandungen der rundbogigen Öffnungen. In der Mitte ein Ochsenauge, das Dach als oktogonaler Schieferturmhelm gefertigt.

Die einschiffige Kapelle hat dreiseitige Apsis, Tonnengewölbe in Lehmputz, über schmalem Gesims. Der Anbau einer Sakristei wurde 1989 in Eigeninitiative der Dorfbevölkerung vorgenommen. Zum Herstellen der Außenmauern verwendete man das Steinmaterial des alten Schulstalls. Gleichzeitig wurde eine Luftheizung für die Kirche installiert. Die Gemeinde Burg Reuland unterstützte die Initiative indem sie die Erdarbeiten übernahm.

Im Eingangsbereich der Kirche weisen zwei Tafeln auf zwei historische Ereignisse hin: In einer kurzen Historie verweist der Autor Emil GENNEN aus Reuland auf ein Dokument, datiert vom 27. Februar 1759, worin der Pfarrer Mathias BREITFELD aus Reuland bestätigt, dass die Kapelle von Lascheid wirklich in dem genannten Jahr niedergelegt wurde. Damit will er beweisen, dass schon vorher (seit 1666) hier ein Gotteshaus stand. In einer Chronologie listet er zudem die Namen der Priester auf, welche aus dem Dorf Lascheid hervorgingen. Auf der anderen Tafel verweist er auf zwei US-Militärgeistliche: Rev Cpt. Martin TULLY aus N.Y. Brooklyn (kath.) und Rev. Cpt. Earl STAINBROOK aus Zanesville (protest.). Beide waren mit Stab und Feuerleitstelle vom 3. Oktober bis 17. Dezember 1944 unter Col. KRUEGER in der hiesigen Schule stationiert.

Der Altar aus dem 18. Jh. zeigt schlichten Säulenaufbau mit geschnitzten Wangenbrettern. Im Giebel eine 45 cm hohe Holzfigur des hl. Laurentius. In der Mitte Tabernakel, darüber eine gekrönte Madonna mit Jesuskind, flankiert von zwei Repliken mit jeweils drei Kerzen. Rechts und links, auf Säulen, die beiden 90 cm hohen Freifiguren des hl. Petrus und Paulus. Rechts, auf Wandkonsole, Figur des Kirchenpatrons, des Hl. Michael.

Im Turm der Kapelle hängen zwei Glocken. Von den ursprünglichen ist keine erhalten geblieben. Die älteste, die heute im Turm hängt, ist aus dem Jahre 1907. Sie hat einen Durchmesser von 49 cm und eine Höhe von 39 cm. Der lateinische Glockentext: IN HONOREM STI.MICHAELIS ARCHANGELI. STE DONATE MR. ORA PRO NOBIS – 1907. (Zu Ehren des hl. Erzengels Michael. Hl. Donatus bitte für uns. 1907.) Die Gießervignette ist von Weintrauben umrankt. Wahrscheinlich ist, dass diese Glocke bei J. Mabillon & W. Hausen in Saarburg gegossen wurde. Auf der Glocke mit der Gießnummer 2478 ist ein Kruzifix abgebildet.

Im 1. Weltkrieg wurde eine Glocke aus dem Turm entfernt. Genaue Angaben liegen leider nicht vor. Im 2. Weltkrieg standen die Lascheider Glocken abermals auf der Abgabenliste, eine davon im B-Verzeichinis. Sie wird mit einem Durchmesser von 60 cm und einem Gewicht von 71 kg angegeben und war 1924 gegossen worden. Die zweite Glocke stand im D-Verzeichnis, d.h. sie gehörte zu den besonders erhaltungswürdigen Glocken. Ihr Gewicht wird mit 85 kg und ihr Durchmesser mit 54 cm angegeben. Sie soll ebenfalls 1924 gegossen worden sein, doch liegt hier höchstwahrscheinlich ein Irrtum vor, und es handelt sich um die Glocke aus dem Jahre 1907.

Dass im Jahre 1924 eine neue Glocke gegossen wurde, lässt darauf schließen, dass im 1. Weltkrieg eine Glocke abhanden kamm. Leider schlug für diese Glocke im 2. Weltkrieg die Schicksalsstunde. Nach Aussagen einiger Einwohner kehrte sie nach dem Krieg nach Lascheid zurück. Sie muss beschädigt gewesen sein, denn im Jahre 1953 gab man eine neue Glocke in Auftrag, die wiederum dem hl. Michael geweiht ist. Sie hat einen Durchmesser von 46 cm und eine Höhe von 39 cm. Auf der oberen Glockenflanke steht folgende Fürbitte : HL. ERZENGEL MICHAEL BESCHÜTZE UNS – 1953. Am unteren Rand steht der Name des Meisters: FUDIT ME CAUSARD NEPOS – G. SLEGERS TELLIN. (Mich goss der Enkel von Causard, G. Slegers aus Tellin.) Die Glocke schmückt außerdem ein Medaillon des hl. Erzengels Michael, der den Drachen bekämpft. Es scheint, dass früher bei Gewittern die Donatusglocke geläutet wurde. War die 1953 eingeschmolzene Glocke eine Donatusglocke? Wir wissen es leider nicht, denn jeglicher schriftliche Hinweis fehlt.

Zum Dorf Lascheid gehört der Ortsteil „Richtenberg“.

Bereits 1901 soll an einer anderen Stelle, wahrscheinlich gegenüber dem Eingangsportal, eine kleine Kapelle, vielleicht auch nur ein Heiligenhäuschen oder Bildstock, gestanden haben. Dieses Heiligtum wurde im Jahre 1907 durch die heutige kleine Kapelle ersetzt. Die Kapelle ist dem hl. Quintinus geweiht und als zweiten Patron verehrt man den hl. Donatus.

Die einschiffige, zunächst private Kapelle, weist zwei Joche auf. Sie ist aus weiß verputztem Bruchstein gebaut, hat ein Schiefersatteldach mit leichten Aufschieblingen. Die Eingangstür befindet sich in der Fassade zur Straße hin. Die Fenster zeigen spitzbogige Öffnungen, mit graugestrichenen Steinrahmungen. Apsis blind, dreiseitig. Quadratisches Glockentürmchen mit schlankem schieferverkleidetem Turmhelm, leicht zur Eingangsfassade zurückstehend.

Da die Kapelle auf privatem Grund erbaut wurde, bemühte sich der Kirchenfabrikrat in den Jahren 1998/99 erfolgreich um Legalisierung dieser Situation, worüber Urkunden im Pfarrarchiv vorhanden sind. Demnach gehört die Kapelle nun rechtlich zur Kirchenfabrik Reuland.

Die Kapelle in Alster soll zwei aus Stahl geschmiedete Glocken im Jahre 1901 von Galhausen erhalten haben. Wahrscheinlich handelt es sich um eine kurzfristige Notlösung, denn das Glöcklein, das jetzt im Turm hängt, hat einen Durchmesser von 47 cm und eine Höhe von 40 cm. Am oberen Rand sind Rankenverzierungen, darunter steht zu lesen: GEGOSSEN VON DER FIRMA MABILON & CO IN SAARBURG 1901 – SANCTE DONATE ORA PRO NOBIS. (Hl. Donatus bitte für uns!) Außerdem ist auf der Glocke noch ein Kreuz abgebildet und ebenfalls der Blitze haltende hl. Donatus.

Im 2. Weltkrieg stand die Glocke im C-Verzeichnis der Abgabenliste mit folgender Bemerkung: „Kommt vorläufig nicht für die Ablieferung in Frage, – 25 kg.“ Sie wurde doch vom Schicksal ereilt und aus dem Turm geholt. Noch deutlich ist die in weißer Farbe aufgetragene Registriernummer der Glockensammmelstelle auf der Glocke sichtbar. Als der Turm verwaist war, rief eine kleine Hausglocke, die man vom Gut Koller ausgeliehen hatte, die Gläubigen zum Gebet. Bei der Lagerung in der Glockensammelstelle wurde der untere Rand leicht beschädigt, doch nach dem Krieg kehrte das Glöcklein wohlbehalten wieder heim. Im Volksmund heißt es, dass sie wegen ihrer kleinen Größe unter einer anderen Glocke versteckt gewesen wäre. So sei sie letztendlich vor dem Einschmelzen bewahrt geblieben.

Quellen:
1) Geschichtsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, St. Vith (Hsg.): Kurt Fagnoul, Glocken aus Kirchen, Klöstern und Kapellen, St. Vith 1989, S. 30.
2) Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft: Denkmälerverzeichnis, 3. Burg-Reuland, 1988, S. 46.
3) Heinrich Neu / Reiners Heribert (Hsg.): Die Kunstdenkmäler von Eupen / Malmedy, Düsseldorf 1932, Nachdruck 1982, S. 193.

Innerhalb der Pfarre Reuland bilden die Dörfer Bracht und Maspelt ein Rektorat. Bracht liegt an einem Berghang zwischen Burg-Reuland und Maspelt, etwa 3 Km von Burg Reuland entfernt. Von weither erkennt man das kleine schmucke Dörflein Bracht inmitten von Feldern und Wiesen.

Die Kapelle zur Schmerzhaften Mutter in Bracht wurde 1695 durch den Pfarrer Mathias BREITFELD von Reuland, aus eigenen Mitteln erbaut. Sie ist unserer Lieben Frau von Luxemburg geweiht und wurde 1704 benediziert. Sie gehörte ursprünglich zur Pfarre Thommen. 1803 wurde sie Filialkirche von Burg Reuland. Im Jahre 1865 wurde die alte Anlage wegen Baufälligkeit durch einen Neubau ersetzt, wobei man einzelne Architekturteile der alten Kirche verwertete. Unter Rektor HEUSER wurde das Kirchenschiff im Jahre 1935 um etwa ein drittel des bisherigen Volumens nach Norden hin verlängert (außen sichtbar am Mauerwerk), daran angegliedert der als halbrund gebaute Chorraum. Aus diesem Zeitraum stammt wahrscheinlich auch die nach Osten an den Chorraum angebaute zweigeschossige Sakkristei. Im Stichbogen, an der Außentüre der Sakristei, finden wir die Jahreszahl 1695. Die Kirche ist ein einschiffiges Gebäude, aus hiesigem, bräunlichem, schieferhaltigem Bruchstein erbaut.

Im Jahre 1991, aus Anlass des 50 jährigen Priesterjubiläums von Herrn Rektor Franz Jaegers, wurde der Innenraum der Kirche mit einem neuen Anstrich versehen. Gleichzeitig wurde die Elektrische Anlage erneuert und die Kirche mit neuen Leuchtkörpern versehen. Das Satteldach wurde, gemäß seinem Urzustand, in den Jahren 2005-2006 neu eingedeckt.

Der Turm im Süden ist zweigeschossig, unter achtseitigem Schieferturmhelm. Im oberen Geschoss befinden sich rundbogige Schalllöcher. Die älteste der beiden Glocken im Turm stammt aus dem Jahre 1698. Sie hat einen Durchmesser von 60 cm und trägt folgende lateinische Aufschrift: VIGILATE ET ORATE DEO CONFIDENTES. (Wachet und betet, indem ihr auf Gott vertraut.) Auf dem Glockenrand sind noch die Abbildungen zweier Jagdszenen: ein hoch zu Ross sitzender Jäger verfolgt mit zwei Hunden ein Wildschwein, und ein Bauer will einen Hirsch mit einer Heugabel erlegen.

Im 1. Weltkrieg wurde eine der beiden Glocken aus dem Turm entfernt und blieb verschollen, d.h. sie wurde eingeschmolzen. An ihrer Stelle wurde im Jahre 1925 bei Slegers-Causard in Tellin eine neue gegossen, die einen Durchmessr von 60 cm und ein Gewicht von 80 kg hat. Sie stand im 2. Weltkrieg auf der Abgabenliste und wanderte ebenfalls zu Kriegszwecken in den Schmelzofen.

Im Jahre 1953 wurde eine neue Glocke gegossen, die einen Durchmesser von 50 cm hat.

Ihre Aufschrift lautet: SANCTA DEI GENITRIX MISERIS SUUCCURIT IN HORA – 1953. (Die hl. Muttergottes hilft den Erbarmungswürdigen in der Stund). Das lateinische Wort „hora“ könnte man auch „in jeder Stund“ oder „in der Not“ übersetzen. Man hat diesen Spruch von der im Krieg abhanden gekommenen Glocke übernommen. Auf der Glocke ist noch eine Abbildung der Schmerzhaften Muttergottes. Die Glockenweihe fand 1954 statt. Die Kirche besitzt eine elektrische Läuteanlage, doch haben die Glocken einen sehr bescheidenen Klang.

 

Quelle: Geschichtsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, St. Vith (Hsg.): Kurt Fagnoul, Glocken aus Kirchen, Klöstern und Kapellen, St. Vith 1989, S. 67.

Der Eingang der Kirche befindet sich im Turm, in der Mittelachse der Kirche. Das Portal ist umrahmt mit verziertem Sandstein. Das Gesims des Portals ist datiert mit der Jahreszahl 1695. Darauf eine Portalnische mit Darstellung der Gottesmutter als Pieta und der Inschrift: „MARIA CONSOLATRIX AFFLICTO/RUM DUCATUS LUXEMBURGENSIS/PATRONA ELECTA: 20JANUARII 16.78“ Über der Portalnische, auf Höhe der Orgelempore, ein breites, rundes Ochsenauge.

Abgewinkelt gegen den Turm und die Fassade der Kapelle, rechts angesetzt, weiß verputztes Pfarrhaus mit Rahmungen der Öffnungen. Drei Achsen und zwei Geschosse. Schiefersatteldach. 19. Jh.

Das alte Portal war durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen und wurde 2007 nach dem Vorbild des alten durch ein neues ersetzt.

Quelle: Verwaltung der Deutschsprachigen Gemeinschaft (Hsg.): Denkmälerverzeichnis, 3. Burg-Reuland,1988, S. 46-48.

Der Altar aus dem 18. Jh. hat Säulenaufbau mit neuer Figur; die alte Pieta des Aufsatzes befindet sich im Museum in St. Vith (vgl. Neu / Reiners S. 214). Neu / Reiners beschreibt den Altar mit zwei Barockfiguren des hl. Franziskus und des hl. Ignatius auf den seitlich abschließenden Holzwänden des Altars. Diese befinden sich heute auf zwei an der Wand befestigten Konsolen vor dem Chorraum.

Quelle: Heinrich Neu / Reiners Heribert (Hsg.): Die Kunstdenkmäler von Eupen / Malmedy, Düsseldorf 1932, Nachdruck 1982.

Das nachweislich im Jahre 1495 genannte Maspelt gehörte zum Hof Thommen. Der Hardzehnte stand dem Herrn von Reuland zu.

Eine im Jahre 1736 errichtete Kapelle gehörte zur Pfarre Thommen. Sie war ein bescheidener Bruchsteinbau mit dreiseitigem Altarraum und vierseitigem Dachreiter über der Westfront, im Lichten 9,30 m lang, und 5,25 m breit. Auf Wunsch der Bewohner kam Maspelt 1803 zur Pfarre Reuland. Die Kirche war jedoch 1871 so baufällig, dass sie renoviert werden musste. Im Jahre 1930 wurde die jetzige Kirche errichtet, die dem hl. HiIarius geweiht ist. Sie ist im neuromanischen Stil erbaut mit oktogonalem Turm am Nordgiebel. Die hl. Rosa von Lima wird als zweite Schutzpatronin verehrt.

Im Turm der alten Kirche hing ein altes Glöckchen, das aus dem Jahre 1820 stammte, von Chrisanius Zimmermann gegossen worden war und nicht zum Neubau passte. Heute befindet es sich in der Kapelle von Hemmeres. Man beschloss, zwei neue Glocken in Auftrag zu geben; ein stattlicher Betrag von 13.150 BF wurde an Spenden aufgebracht. Rektor Heuser von Bracht und Maspelt hat sich für die Neuanschaffung sehr eingesetzt. Der 29. Juni 1932 war der große Tag, an dem der Reuländer Pfarrer zwei neue Glocken einweihen konnte, die bei Slegers in Tellin gegossen worden waren. Die größere hat einen Durchmesser von 75 cm und ein Gewicht von 230 kg. Sie war höchstwahrscheinlich dem Kirchenpatron geweiht.

Die andere Glocke hatte einen Durchmesser von 60 cm, ein Gewicht von 115 kg und ist der hl. Rosa geweiht. Auf ihr steht zu lesen: ROSA HAT MAN MICH GENANNT – BIN ICH AUCH AUS FERNEM LAND – SO DOCH WOHL BEKANNT – FÜR BUSS UND GEBET – EUCH OFT ALS VORBILD HINGESTELLT. REKTOR HEUSER, – DER PATE: BALTHASAR ROLOFF – DIE PATIN: BERTHA POSCH.

Diese Glocke blieb erhalten, während die große im 2. Weltkrieg abgegeben werden musste und verschollen blieb. Für die im Jahre 1943 beschlagnahmte Glocke wurde 1952 bei G. Slegers in Tellin eine neue gegossen. Sie hat einen Durchmesser von 80 cm, eine Höhe von 70 cm und trägt die Aufschrift: HILARIUS HEISS‘ ICH – DEN GLAUBEN PREIS‘ ICH, – DIE HOFFNUNG STÄRKE ICH, – DIE LIEBE WECKE ICH. Die Glockenpaten waren leider nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Seit dem Jahre 1973 besitzt die Kirche ein elektrisches Geläute.

Der Hochaltar, aus der Kirche von 1736, zeigt barocken Säulenaufbau mit geschnitzten Wangenbrettern. Oben, in einer Muschelnische, eine Pieta. Laut Reiners / Neu befanden sich die Figuren des hl. Hilarius und der hl. Rosa am Altar. (Wahrscheinlich seitlich an den Wangenbrettern. Die Figuren befinden sich heute an den Seitenwänden des Kirchenschiffs.

Die beiden Seitenaltäre sind passend zum Hochaltar. Säulenaufbau mit Seitenwangenbrettern. In der Mitte geräumige Muschelnische zur Aufnahme der Heiligenfiguren. Die Kirche hat im Längsschiff 6 Fenster. 4 davon sind in einfacher Bleiverglasung mit kleinen Rautenscheibchen. 2 weitere zeigen die Muttergottes mit Jesuskind und den hl. Josef. Im Chorraum der Kirche befinden sich Fenster mit der Darstellung des hl. Hilarius und der hl. Rosa

Die Baugeschichte der eindrucksvoll über dem Ourtal gelegenen Kirche ist von An- und Umbauten in den Jahren 1565, 1776 und 1891 geprägt. Teile des Turmes und das Langschiff sollen aus dem12.bis 13.Jht stammen. Der massiv vortretende Südturm aus Bruchsteinen hat ein spätgotisches Fenster sowie ein durch die Sakristei aus dem Jahre 1776 verdecktes Rundbogenfenster. Der letzte Umbau wurde 1935 durch Pfarrer Ludwig Lejoly durchgeführt.

Für die Eifelkirchen typisch ist die Planform des quadratischen Grundrisses. Das im Laufe der Jahrhunderte mehrfach veränderte Mauerwerk  aus unbverputzten Bruchsteinen verfügt beidseitig über drei Fenster des 19. Jhts. Auf de Nordseite befinden sich erneut zwei vermauerte romanische Fenster.

Der Hauptaltar mit Säulenaufbau stammt aus dem Jahre 1716 und enthält ein seltene Gemälde der Muttergottes vom Berge Karmel, die dem seligen Simon Stock das Skapulier überreicht. Dieses Motiv wird zusätzlich auf einem Medaillon gezeigt. Dazu gibt es auch ein Verzeichnis einer Marienbruderschaft „de Monte Carmelo“ aus der Mitte des 18. Jhts. Die Seitenaltäre sind dem Opfer des Melchisedech, der wunderbaren Brotvermehrung und den Statuen der Muttergottes mit Krone und Weltkugel sowie dem heiligen Sebastian geweiht. Hauptpatron ist in der Mitte des Altares der heilige Petrus.

Die Kommunionbank und der Beichtstuhl wurden 1936 von dem Raerener Bildhauer Leonard Mennicken geschaffen.

Erste Hinweise auf die Ortschaft Dürler erscheinen im Jahre 775 in einem Codex der hessischen Abtei Lorsch, der Karl der Grosse ein Jahr zuvor die Reichsunmittelbarkeit (Immunität und Königsschutz) verliehen hatte. 1131 ist „Durlenges“ gegenüber der Abtei Stavelot abgabepflichtig. Von 1280 bis zum Ende des 18. Jhts hatte das Lütticher Stift St.Jean das Patronat über die dem Apostel Matthias geweihte Kirche. Nach wiederholter Baufälligkeit wurde  sie 1899 nach Plänen des Aachener Architekten Stephan Reissdorf neu gebaut.  Dazu verwendete man hiesigen und Grüfflinger Bruch- und Sandstein und entschied sich für den alten Standort aus dem 12.Jht.

Während im halbkreisförmigen Chor Szenen aus dem Kirchenjahr die Rosenkranzkönigin und Franz von Assisi auf Glasbildern dargestellt werden, zeigt  der dem heiligen Matthias geweihte Hochaltar Reliefdarstellungen aus dem Alten Testament: Abraham, Isaak, Melchisedech, Mannaregen und Elias. Im Kirchenschiff in Höhe der Seitenaltäre befinden sich Glasbilder der Rosenkönigin und von Franz von Assisi. Neben dem Hochaltar steht der Taufstein aus grauem Sandstein mit einem in Messing gearbeiteten Deckel.

Die beiden Seitenaltäre sind der Gottesmutter und dem hl. Joseph geweiht.

Die Statuen der Heiligen Barbara, Johannes des Täufers und Albinus entsprechen den Schutzpatronen den Filialkirchen von Espeler, Lengeler und Malscheid.

„Auf’m Berg“ haben die Einwohner von Dürler als Dank für abgewendetes Unheil und Gefahr bei den schweren Bombardierungen am 5. Januar 1945, der Jungfrau der Armen von Banneux eine Kapelle geweiht, die  der Lütticher Bischof Kerkhofs im Marienmonat Mai 1948 eingeweiht hat. Am Feste Maria Himmelfahrt findet hier alljährlich eine Lichterprozession hinab ins Tal der Pfarrkirche statt.